• 2015_09 - Antonio Scaccabarozzi, Galeriehaus Clèment& Schneider, Bonn

361 Mal das Wörtchen ,”No”

Mit 25 Künstlern startet Clèment & Schneider das Ausstellungsprogramm im neuen Galeriehaus an der Lotharstraße

 Von Thomas Kliemann

       Mit der stolzen Zahl von 25 Künstlern hat das Galeriehaus von Clement & Schneider in der Lotharstraße offiziell seinen Betrieb aufgenommen.  Star der Premiere ist  der Bildhauer und Maler Antonio Scaccabarozzi (1936-2008), dem die zwei grogßen Ausstellungsräume im Obergeschoss gewidmet sind. Scaccabarozzi ist eine spannende Figur der italienischen Kunst: Mit Ausnahme der figurativen und  aggressiven Transavanguardia hat er fast alle Richtungen, insbesondere  die abstrakten, aufgenommen und fantasievoll verändert.  Er ist auf Lucio Fontanas Punkte, Ritzungen und Schnitte ebenso eingegangen wie auf die krude Materialästhetik der Arte Povera.

   Die Galerie zeigt eine eindrucksvolle Auswahl von Scaccabarozzi Arbeiten aus drei Jahrzehnten, die geprägt sind von einer großen Leichtigkeit und Nonchalance. Eine Linie, die quasi gerade" ist, eine Malerei, die sich wie eine Haut ablöst, verlöschende Punkte  und ein  361-fach geschriebenes “No" sind  witzig-hintergrühdige und sehr poetische  Reflexe auf  Minimal und Arte Povera.

   Scaccabarozzis  Kunst  bleibt nicht unkommentiert: Schirin Kretschmann,  David Semper und Wern,er Haypeter nehmen im Treppenhaus den Dialog mit exzellenten Arbeiten auf, während Joachim  Bandau  mit seinen  kleinen kompakten, geradezu  architektonischen Bleiobjekten “Bonsai"  eine Gegenposition zur Leichtigkeit des Italieners entwickelt.

   Im charmanten Separee auf halber Treppe hat Lorenza Sannai die mit “Ten Ways" betitelte Ausstellung kuratiert, die von zehn Künstlern der Vereinigung der “American Abstract Artists" jeweils eihe Wandarbeit und ein Künstlerbuch präsentiert.  Ein witziges  Format, das Schlaglichter auf Künstler von Power Boothe bis Stephen Westfall wirft, die man  mitunter  gerne in · ausführlicheren  Präsentationen sahe.  Sannais  für den  Mailander Kunstort  “Derbylius"  konzipierte Minischau  passt  akkurat in das Programm der Galerie.

   Die komplementäre  kleine Sonderausstellung im Erdgeschoss passt nicht nur zum Programm von Clement & Schneider, sie dokumentiert vielmehr rückblickend den Nukleus und die Anfänge dieser Galerie-Idee. Mit Werken und Interventionen von Detlef Beer, Claudia Desgranges, Friedhelm Falke, Maik & Dirk Löbbert, Karim Noureldin, Martin Noël, Martin Pfeifle, Esther Stocker, Tim Trantenroth und Jan van der Ploeg wird an eine ambitionierte Initiative erinnert: das vor zehn Jahren gestartete Projekt “kunstundwohnen" der MIWO Bonn, in dessen Rahmen bildende Kunst auf Architektur trifft.

 

Clement & Schneider, Lotharstraße 104;
bis 21.November.Di-Dr 14-18, Do 14-22 Uhr